© unsplash/ Glenn Carstens Peters

Es hat nichts mit Dummheit zu tun…

Regelmässig erreichen uns Geschichten, Texte und Zuschriften unserer Leserinnen und Leser. Diese wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Heute: Eine besorgte Tochter erzählt, wie ihre Mutter von Trickbetrügern hinters Licht geführt wurde.

… und man muss sich auch nicht schämen, wenn man auf so eine fiese Art und Weise betrogen wird. Ich bin die Tochter einer Betroffenen und habe erlebt, wie gemein und hinterhältig Trickbetrüger vorgehen. Meine Mama ist über 80, lebt in ihrer Wohnung, erledigt ihren Alltag weitgehend allein, mit ein wenig Unterstützung. Sie ist bestens mittels Zeitung und TV informiert und war der festen Meinung: Mir kann so etwas nicht passieren!

Alles begann mit einem Anruf der «Sicherheitsabteilung» ihrer Bank, in dem behauptet wurde, sie hätten eine Rechnung über 7000 Franken für ein TV-Gerät, das ihr Ehemann gekauft habe. Meine Mama erklärte, sie habe keinen Ehemann mehr und auch ihre Tochter würde kein TV-Gerät kaufen. Daraufhin wurde ihr die Löschung der Rechnung bestätigt. Die Kontrolle habe jedoch ergeben, dass ihre Unterschrift nicht mit der Originalunterschrift übereinstimme. Ein Buchstabe sehe völlig anders aus. Sie wird aufgefordert, nicht über das Gespräch zu reden, dann wurde das Telefongespräch beendet.

Später erfolgte ein weiterer Anruf, in dem sie aufgefordert wurde, Geld von der Bank abzuheben. Man sei einem Falschgeldring auf der Spur. Eine Kollegin meiner Mama begleitete sie zur Bank. Auf der ersten Raiffeisenbank konnte sie kein Geld abheben, weil ihr Konto in der Nachbargemeinde geführt wird. Auf der zweiten Raiffeisenbank wurde sie darauf aufmerksam gemacht, dass sie ihr Tageslimit erhöhen musste. Die Erhöhung des Limits könne auch befristet sein. Aber Bargeld könne nicht ausbezahlt werden, weil auf der Bank kein Bargeld verwaltet wird. Bei der dritten Raiffeisenbank wurde ihr der Betrag von knapp SFR 9.000.— anstandslos ausbezahlt. Während der gesamten Zeit musste sie via Handy mit den Anrufenden verbunden bleiben.

Nach der Barauszahlung wurden die beiden Damen nach Hause geschickt. Dort wurden sie aufgefordert, die Seriennummern der Banknoten vorzulesen. Begründung: man wolle in Bern auf der Staatsanwaltschaft prüfen, ob Falschgeld dabei sei. Nach 10 Minuten erfolgte die Bestätigung, dass Falschgeld ausbezahlt wurde.

Die Kollegin meiner Mama wurde beauftragt, das Geld nach Bern zu bringen. Diese weigerte sich und daraufhin wurde erklärt, dass ein Bote das Geld abholen würde. Der erschien auch, übernahm das Geld (gegen ein vereinbartes Codewort) und verschwand.

Sie denken: Wie kann man nur?! Bedenken Sie aber: Diese Leute arbeiten mit (gehackten) Schweizer Telefonnummern, sie sprechen Dialekt, bringen die Kantonspolizei (richtige Adresse), die Staatsanwaltschaft (richtige Adresse) und Banken mit ins Spiel. Und sie halten den Druck die ganze Zeit so hoch, dass die Betroffenen gar keine Zeit haben, sich über ihr eigenes Verhalten Gedanken zu machen.

Meine Mama hat so nicht nur viel Geld verloren, sondern auch das Vertrauen in die Menschen. Zudem wurde ihr Stolz ganz schön angekratzt. Ältere Menschen unter Druck zu setzen ist wahrlich keine Heldentat und auch nicht sehr schwierig. Darum: Gehen Sie auf nichts ein, wo Sie Bargeld und/oder Schmuck aushändigen sollen. Lassen Sie sich auf gar keinen Fall verbieten, mit Ihren Bekannten über dubiose Anrufe zu sprechen. Keine Polizeistelle wird Ihnen untersagen, mit Ihren Angehörigen zu reden. Bedenken Sie, dass weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft oder sonst eine Behörde von Ihnen Geld verlangen kann.

Und wenn es doch passiert? Melden Sie so einen Vorfall auf jeden Fall der Polizei (Tel. 117). Es hat nichts mit «Dummheit» zu tun und niemand muss sich dafür schämen. Aber jede Anzeige kann die Polizei einen Schritt weiter bringen.

(BeHaZe)

Die Enkeltrick Betrüger

Ein Dokumentarfilm des Online-Magazins Izzy rund um den Schweizer Journalisten und Comedian Cedric Schild nimmt die Problematik der Enkeltrickbetrüger unter die Lupe und bietet einen einmaligen Einblick in deren skrupellose Methoden. «Die Enkeltrick Betrüger» kann (und sollte) man sich unter folgendem Link anschauen: enkeltrickbetrueger.ch

Die Kosten betragen CHF 3.90 und können via Kredit-, Debit- oder Postkarte und mit Twint bezahlt werden.

Weitere Informationen zum Thema Telefonbetrug und wie Sie sich verhalten sollten, wenn Sie einen Schockanruf erhalten, finden Sie bei der Schweizerischen Kriminalprävention: skppsc.ch/de/themen/betrug/legen-sie-einfach-auf/

Beitrag vom 27.03.2024

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