Auf Mundart-Safari
Der Dokumentarfilm «Omegäng» ist eine unterhaltsame Reise durchs Schweizerdeutsche und lässt darin u. a. Autoren wie Franz Hohler oder Pedro Lenz «grüble», aber auch Rapperinnen wie Big Zis und Alwa Alibi.
Text: Fabian Rottmeier
«Omegäng?» Nicht nur in den Kinoreihen wirft der Filmtitel fragen auf. Was heisst «omegäng» bloss? Der Luzerner Regisseur Aldo Gugolz stellt die Frage bewusst auch den Protagonistinnen und Protagonisten seines 76-minütigen Werks. Darunter sind einige, die sich intensiv mit Mundartbegriffen beschäftigt haben. Die Antworten fallen meist vage aus oder sind bloss Vermutungen. Einzig Pedro Lenz hat eine präzise Auflösung parat. Um diese zu erfahren, müssen Sie aber schon selbst ins Kino gehen.
Der Film ist auch eine Reise durch die Deutschschweiz. Ins Rheintal, ins Appenzellerland, Baselland, ins Emmental, nach Bern, Winterthur oder in den Kanton Thurgau. Sie ist unterhaltsam, aufschlussreich und immer mal wieder auch sehr lustig – dank wunderbar kurligen Figuren wie etwa dem Rheintaler Bauer Hans Rohner. Von ihm lernt man nicht nur, welche Marke der Mercedes unter den Traktoren ist, sondern auch, was ein «Huotüener» ist. Nämlich jemand, der eine Person nach Hause begleitet, sie also «Heim tut».
Die im Film Zitierten werden dem Reichtum der Schweizer Mundart mehr als gerecht. Denn sie beschäftigen sich in den unterschiedlichsten Formen mit der Deutschweizer Sprache. Für Autor Franz Hohler sind die Dialekte auch «ein Zeichen der Vielfalt und der linguistischen Biodiversiät», wie es der 81-Jährige nennt. Sein Kollege Pedro Lenz stört sich daran, dass Mundart viel zu selten als etwas ganz Normales angeschaut werde. Er denkt dabei an Menschen, die alte, selten benutzte Mundartbegriffe wie Fundstücke präsentieren.
Die Mundart lebt!
Dass die Mundart nicht am Aussterben ist, sondern auch bei jungen Musikerinnen lebt, zeigt «Omegäng» nämlich ebenso. Die Berner Rapperin Alwa Alibi spricht über ihre Texte, ebenso die Winterthurer Rapperin Big Zis. Sie erklärt mehr oder weniger schlüssig, weshalb sie das Wort «Fertilitäter» für einen ihrer Songs erfunden hat.
Des Weiteren führt das «Mundart-Safari» zu einer wissenschaftlichen Erfassung von Dialektwörtern, zum feministischen Nidwaldner Jodelchor mit dem grossartigen Namen «Echo vom Eierstock», zum Fluchforscher Roland Ris (der erklärt, dass «Cheib» und «Chog» eigentlich Aas bedeute) oder ins Archiv des Idiotikon, dem Schweizerischen Wörterbuch und Sprachatlas in Zürich. Wo mitunter notabene schon einmal zwei Berufsjahre für die Dokumentierung der Begriffe «z», «zä» oder «zue» draufgegangen sind. Man lerne: Im Arbeitsalltag eines Sprachwissenschaftlers geht es nicht immer «omegäng hü».
«Omegäng», 76 Minuten, ab 18. April im Kino. Mehr Infos zum Film finden Sie hier.
Spezial-Filmvorführungen
- Di, 16. April, 20 Uhr, Kinok, St. Gallen, in Anwesenheit des Regisseurs und Hans Rohner
- Mi, 17. April, 12.15 Uhr, Kino Bourbaki, Luzern, in Anwesenheit des Regisseurs
- Mi, 17. April, 20 Uhr, Kino Rex, Bern, in Anwesenheit des Regisseurs, Roland Ris und Alwa Alibi
- Do, 18. April, 18.40 Uhr, Kino Riffraff, Zürich, in Anwesenheit des Regisseurs und Big Zis
- Fr, 19. April, 20.15 Uhr, Kino Wildenmann, Männedorf, in Anwesenheit des Regisseurs
- Sa, 20. April, 17 Uhr, Cinema Leuzinger, Altdorf, in Anwesenheit des Regisseurs und Lory Schranz
- So, 21. April, 11.30 Uhr, Kino Zug, in Anwesenheit des Regisseurs
- So, 21. April, 17 Uhr, Kino Roxy, Romanshorn, in Anwesenheit des Regisseurs
- Mo, 22. April, 19.30 Uhr, Lichtspieltheater Olten, in Anwesenheit des Regisseurs
- Di, 23. April, 18.30 Uhr, Kino Rex, Thun, in Anwesenheit des Regisseurs, Redaktion Schweizerisches Idiotikon
- Mi, 24. April, 19.30 Uhr, Kino Palace, Grenchen, in Anwesenheit des Regisseurs
- Do, 25. April, 20.15 Uhr, Kino Cameo, Winterthur, in Anwesenheit des Regisseurs und Cachita