Milena Jesenska (Liv Lisa Fries) und Franz Kafka (Joel Basman, v.l.n.r.) © NDR/Superfilm

«Kafka» – auf Tuchfühlung mit dem Jahrhundertautor

Zum 100. Todestag von Franz Kafka am 3. Juni lädt eine TV-Miniserie dazu ein, den Menschen hinter dem literarischen Schaffen zu entdecken – mit dem Schweizer Joel Basman in der Titelrolle. Zudem widmet sich ein Kinofilm Kafkas letzter Liebe seines Lebens.

Text: Marco Hirt

Sein Werk hat ihn weltberühmt gemacht, seine Texte zu universellen Themen wie Selbstidentität oder Existenzangst sind so vielschichtig wie rätselhaft. Dieser Persönlichkeit von Franz Kafka widmet sich die ARD-Produktion mit dem schlichten Titel «Kafka». Basierend auf der Biographie von Reiner Stach wird uns der Schriftsteller aus den Augen seiner Wegbegleiter und Gefährtinnen nähergebracht: Erzählt wird von drei grossen Lieben, dem schwierigen Verhältnis zu seinem tyrannischen Vater und seiner engen Freundschaft zu Max Brod, der ihm posthum seinen Ruhm sicherte.

Franz Kafka (Joel Basman) und Ottla Kafka (Maresi Riegner, v.l.n.r.). © NDR/Superfilm

Für den Schweizer Joel Basman, u.a. bekannt aus «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse», ist die Titelrolle in «Kafka» die bisher wohl wichtigste Rolle seiner Karriere. Ein Jahr lang bereitete sich der 34-Jährige darauf vor: «Reiner Stach, der über Kafka reden kann, als ob es sein Sohn wäre, war mir eine grosse Hilfe. Ausserdem habe ich mit einem Philosophen intensiv an Kafkas Werken gearbeitet.» Und mit einem Schauspielcoach erschuf er sich den Habitus des 1883 in Prag geborenen Künstlers. Der Regisseur sowie der Drehbuchautor unterstützten Basman auch, «wenn ich unsicher war oder einen weiteren Input suchte. Mit all diesen ,Werkzeugen‘ habe ich mir meinen Kafka erbaut.» Und so versucht, hinter die Fassade des zurückhaltenden, von Unsicherheiten geplagten Mannes zu schauen. «Dieser Mensch ist mir sehr nah geworden.»

Nur seinem letzten Lebensjahr widmet sich hingegen der Kinofilm «Die Herrlichkeit des Lebens» basierend auf dem gleichnamigen, auf Tatsachen beruhenden Roman von Michael Kupfmüller. Der an Tuberkulose erkrankte Kafka (Sabin Tambrea) will sich im Sommer 1923 von zehrenden Monaten an der Ostsee erholen. Und begegnet am Strand einer jungen Frau, Dora Diamant (Henriette Confurius), die ihn zutiefst berührt und mit der er wider Erwarten innert Kürze ein gemeinsames Leben wagt. Bis zu seinem Tod im Juni 1924 trennen sich die beiden kaum mehr. «Es ist die Rolle, die mich am meisten gefordert hat und von der ich mich am meisten gefürchtet habe zu scheitern», sagt der deutsch-rumänische Schauspieler und Autor Sabin Tambrea im Rückblick.

Sabin Tambrea als Kafka mit Henriette Confurius als Dora Diamant © Majestic/ Christian Schulz

  • «Kafka» wird mit je drei Folgen am Dienstag, 26.3., und Mittwoch, 27.3., in der ARD ab 20.15 Uhr ausgestrahlt, auf SRF1 am Donnerstag, 11. bzw. 18. April ab 23.50 Uhr und ist dann auch verfügbar auf Play SRF.
  • «Die Herrlichkeit des Lebens» startet am 21.3. in den Deutschschweizer Kinos.
Beitrag vom 07.03.2024

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte sie auch interessieren

Filme

Leonard Cohen: Von der Sinnsuche und der Liebe für die Ewigkeit

Am 21. September 2024 wäre Leonard Cohen 90 Jahre alt geworden. Ein frühes Kapitel seines Lebens greift aus diesem Anlass die neue Serie «So long, Marianne» auf – als der Song-Poet nach Griechenland flüchtet und dort eine Frau trifft, die ihn nie mehr loslassen wird.

Filme

«Crossing» – oder wie man Grenzen überwindet

Im Film «Crossing» macht sich die pensionierte Lia auf nach Istanbul – um ihre Nichte zu suchen, die als Transfrau vor ihrem Umfeld geflohen ist. Eine Horizonterweiterung.

Filme

Emil, Nöldi und die Säntis-Helden – Filmperlen «Made in Switzerland»

Was einheimisches Schaffen angeht, ist die Herbst-Winter-Saison äusserst vielversprechend. So laden in Porträts Kabarettist Emil Steinberger und Schwinger Nöldi Forrer in ihre persönliche Welt ein. Oder historische Ereignisse sind in packenden Dramen zu erleben. Und es lassen sich noch mehr Produktionen aus der Schweiz entdecken.

Filme

Französisches Drama «Captives»

Im französischen Drama «Captives» lässt sich das Zimmermädchen Fanni in eine psychiatrische Klinik einweisen – auf der Suche nach ihrer Mutter.