Filmtipp «Sur les chemins noirs»
Der französische Film «Sur les chemins noir» beruht auf wahren Begebenheiten. Ein Schriftsteller wandert nach einem lebensbedrohlichen Unfall quer durch Frankreich. Ein poetisches, entschleunigendes Werk.
Er sei innerhalb von acht Metern 50 Jahre gealtert, erzählt Pierre. Der Schriftsteller spricht damit den fatalen Abend an, an dem er sich auf einem Fest betrank – und schliesslich vom Balkon acht Meter in die Tiefe stürzte. Seine Rippen waren gebrochen, mehrere Rückenwirbel und der Schädel ebenso.
Als Pierre aus dem Koma erwacht, muss er vieles neu erlernen. Trotzdem beschliesst er zum Entsetzen seiner Liebsten und der Ärzte, Frankreich diagonal durchqueren zu wollen. Zu Fuss natürlich. 1300 Kilometer, um «meinen Frieden zu finden», wie er später auf der Reise in sein Tagebuch schreibt.
«Sur les chemins noirs» ist die Verfilmung des französischen Beststeller-Buches «Auf versunkenen Wegen» von Sylvain Tesson. Er verarbeitet darin seinen eigenen Unfall und die anschliessende Fernwanderung – von der Provence bis ans Meer in der Normandie. Und auch den Weg zurück zu sich selbst. Weg von seinem «überhitzten Leben», das der Sturz vom Balkon jäh gestoppt hat. Immer wieder durchbrechen Rückblicke aus der Zeit vor oder just nach dem Unfall die schönen Landschaftsbilder. Neben kurzen Reisebegegnungen, die Pierres Tage bereichern, wird er auf Teilstücken auch von seinem besten Freund oder seiner Schwester begleitet.
In Frankreich verzeichnete «Auf dem Weg» – so der deutsche Titel – über eine Million Kinoeintritte. Das liegt wohl auch daran, dass der Hauptprotagonist vom oscarprämierten Schauspieler Jean Dujardin verkörpert wird, der 2012 im Stummfilm «The Artist» glänzte. «Sur les chemins noirs» zeichnet sich ebenfalls durch eine Stille und Ruhe aus, die entschleunigt. Die Natur und der wandernde (und mit seinen körperlichen Unzulänglichkeiten hadernde) Schriftsteller prägen das Geschehen. Aus dem Off gewährt Pierre mittels niedergeschriebenen und vorgelesen Gedanken tiefe Blicke in sein Innerstes. Auf sehr poetische Art.
«Sur les chemins noirs», ab 30. November im Kino.
Trailer: