Hoch hinaus vom Sofa aus
Passend zum Schwerpunktthema «Faszination Berge» stellt die Zeitlupe einige Dokumentar- und Spielfilm-Tipps vor.
Filmtipp #1: Alive («Überleben»)
Die Geschichte ging um die Welt: Im Oktober 1972 stürzte ein Flugzeug aus Uruguay auf dem Weg nach Chile in den Anden ab – auf rund 4000 Metern. Die vordere Hälfte der Maschine kam auf einem Schneefeld zu stehen. Von den 45 Menschen an Bord, die ausser der Besatzung alle zu einem uruguayischen Spitzenrugbyteam gehörten, starben 12 beim Unfall und 5 in der ersten Nacht.
Die Überlebenden mussten nach acht Tagen in den Bergen per Radio erfahren, dass die Suche nach dem Wrack eingestellt worden sei. Um nicht zu verhungern, sahen sie sich gezwungen, das Fleisch ihrer verstorbenen Freunde und Familienangehörigen zu essen. Eine Lawine tötete nach rund drei Wochen acht weitere Überlebende. Nach 62 Tagen machten sich die drei Fittesten auf, um selbst Hilfe zu holen. 10 Tage später trafen sie auf einen chilenischen Hirten. 16 der 45 Passagiere sollten schliesslich überleben.
Piers Paul Read hat die Tragödie im 1974 erschienenen Buch «Überleben: Die wahre Geschichte des Flugzeugabsturzes in den Anden» festgehalten. Im Gegensatz zur sehr erfolgreichen Hollywood-Verfilmung «Alive» («Überleben», unter anderem mit Ethan Hawke), schildert der britische Schriftsteller auch die Vorgeschichte und vor allem auch die Tatsache, dass die Familien der Verunglückten selbst eine zweite Suchaktion finanzierten und organisierten. 2007 erschien zudem der Dokumentarfilm «Das Wunder der Anden».
«Alive» ist als DVD und Bluray erhältlich und seit Kurzem auch bei Netflix zu sehen.
«Das Wunder der Anden» (2012)
Spiegel-TV-Beitrag (2010)
«Überleben!» – 20 Jahre später (Dokumentation, 1993)
Filmtipp #2: «Free Solo»
Nicht nur Schauspielerinnen, sondern auch ein Profikletterer triumphierten 2019 bei den Oscar-Verleihungen. Als bester Dokumentarfilm gewann «Free Solo», ein klug inszeniertes Porträt über den amerikanischen Profikletterer Alex Honnold. Der Film begleitet diesen bei seiner monatelangen Vorbereitung, den weltbekannten El Capitan im kalifornischen Yosemite-Tal ohne Seil («free») und alleine («solo») zu erklimmen.
Der ikonische Felsvorsprung ist berüchtigt für seine 1000 Meter hohe, beinahe senkrecht verlaufende Granitfelswand. Das waghalisge Unterfangen stellt nicht nur Alex Honnold vor viele schwierige persönliche Fragen, sondern auch das Filmteam. Wann gefährden sich die Teilnehmenden selbst, ohne es zu merken? Das Verblüffende am Film: Obwohl man gleich zu Beginn sieht, wie Honnold sein Ziel unversehrt erreicht, leidet man mit und kriegt bei manchen Kameraeinstellungen (ein grosser Fernseher hilft) feuchte Hände.
«Free Solo» ist auf DVD und Bluray erhältlich und kann jederzeit hier bei Youtube als Videostream gemietet oder gekauft werden.
Filmtipp #3: «Mountain»
Wer es lieber etwas weniger kribbelig mag, dem sei der Dokumentarfilm «Mountain» empfohlen. Der Film aus dem Jahr 2017 ergründet die Beziehung zwischen Berg und Mensch. Wunderbare Bergaufnahmen vermischen sich mit den Aussagen der Protagonisten, und die Musik des Australian Chamber Orchestra passt dazu ebenso gut wie die schön anzuhörende Stimme von Erzähler William Dafoe, einem bekannten amerikanischen Schauspieler. Eine poetische Annäherung ans Thema.
«Mountain» ist als DVD und Bluray erhältlich.
Filmtipp #4: «The Eiger Sanction» («Im Auftrag des Drachen»)
Clint Eastwood drehte 1974 einen Actionthriller unter anderem im Monument Valley, im Zion-Nationalpark, Los Angeles – und in der Schweiz. Zürich, die Kleine Scheidegg und der Eiger waren hierzulande die Drehorte. Der Berner Berggipfel schaffte es sogar in den Titel «The Eiger Sanction». In der Schweiz lief der Film 1975 jedoch als «Im Auftrag des Drachen» – und erhielt durchmischte Kritiken.
Die amerikanische Hollywood-Legende spielt darin einen Kunstdozenten, der als ehemaliger Geheimagent nochmals einen doppelten Auftragsmord annimmt. Dieser führt in zu einer Expedition in die Eiger-Nordwand. Der damals 44-jährige Eastwood verzichtete beim Dreh auf ein Double. Er wollte sowohl die Stunts als auch das Klettern selbst übernehmen. Der amerikanische Bergsteiger und Filmemacher Mike Hoover hatte ihm das Klettern im Yosemite Valley beigebracht. Tragisch: Bei den fünfwöchigen Dreharbeiten am Eiger musste Hoover mitansehen, wie ein britischer Kollege und Mitglied des Filmteams an seiner Seite tödlich verunglückte. Hoover selbst erlitt beim Steinschlag einen Beckenbruch und schwere Bänderverletzungen.
Legendär ist diese Echo-Szene (wegen Eastwoods Wortwahl):
«Im Auftrag des Drachen» ist als DVD oder Bluray erhältlich.
Noch mehr Bergfilme
Eine Auflistung vieler weiterer Bergfilme findet sich hier.
In der Online-Mediathek von 3sat gibts zudem noch bis Ende Juli 2021 den Dokumentarfilm «Töchter des Karakorums» zu sehen. Dieser dreht sich um Musliminnen aus dem höchsten Gebirge Pakistans, die das traditionelle Rollenbild auf den Kopf stellen. Denn: Sie lassen sich zu Bergführerinnen ausbilden. Hier gehts zum Videostream.
Dokumentarfilme von SRF
Auch das Schweizer Fernsehen widmet sich dem Thema Berge immer wieder mit Dokumentarfilmen oder Sondersendungen. 1999 wurden sogar mehrere Stunden live aus der Eiger-Nordwand gesendet. Die Zeitlupe hat einige davon auf Youtube aufgestöbert und zusammengetragen:
Schwerpunktthema «Faszination Berge»
Berge ziehen viele Menschen magisch an, nehmen sie in ihren Bann – und lösen in ihnen etwas aus. Die Zeitlupe beleuchtet in der August-Ausgabe diese Beziehung in vier Porträts und erklärt, weshalb Berge nicht überall heilig sind. Hier gehts zur aktuellen Ausgabe.