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Tennis und Tränen – Goodbye Roger Federer

Der Dokumentarfilm «Federer: Twelve Final Days» begleitet den Schweizer Tennis-Profi Roger Federer bei der Entscheidung zu seinem Rücktritt. Ein hochemotionales und persönliches Stück Zeitgeschichte.

Text: Marc Bodmer

Roger Federer gilt für viele als der beste Tennisspieler aller Zeiten. Das sagen nicht nur seine Fans, sondern auch Champions wie John McEnroe, der meinte: «Federer ist der schönste Spieler, den ich je gesehen habe.» Oder Björn Borg: «Roger ist einer der grössten Spieler in der Geschichte des Tennis. (…) Und wie er Tennis spielt, diese Klasse, das werden wir lange nicht mehr sehen», erklärte der fünffache Wimbledon-Sieger gegenüber der Zeitung «Le Monde». Oder Heinz Günthardt, der Schweizer Ex-Tennis-Profi: «Federers Eleganz ist unerreicht. Auch deshalb sahen ihm fast alle gern zu.»

«Federer: Twelve Final Days» von Asif Kapadia und Joe Sabia, Amazon Prime
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Doch der Zahn der Zeit nagt auch an den eindrücklichsten Athleten – insbesondere an deren Kniegelenken und Menisken. Verletzungen, Operationen, Pausen und eben die Jahre, geprägt von körperlichem Verschleiss, führten Roger Federer dazu, am 15. September offiziell seinen Rücktritt bekannt zu geben und dazu noch seine letzte Teilnahme an einem ATP-Turnier. 

Noch nie gesehene Bilder

Das Dokumentarfilmer-Team Asif Kapadia und Joe Sabia («Senna», «Amy») begleitet in «Federer: Twelve Final Days» das Schweizer Tennis-Ass auf den letzten zwölf Tagen seiner Profi-Karriere. Dabei ist immer wieder Bildmaterial zu sehen, das – wie darauf hingewiesen wird – ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. So zum Beispiel das Video der Ankündigung seines Rücktritts, das Tage vor deren Veröffentlichung aufgezeichnet wurde. Interessant ist aber vielmehr, was zwischen Aufzeichnung und Publikation geschah. In dieser Zeit meldete sich Roger Federer bei seinen Freunden und anderen wichtigen Kontakten und informierte sie über seinen Entscheid.

Zu diesen gehörte auch Rafael Nadal, einer seiner grössten Konkurrenten und – erstaunlicherweise – besten Freunde. Nadal und Federer trafen in ihrer Karriere 40-mal aufeinander, und die Bilanz fällt zu Gunsten des fünf Jahre jüngeren Spaniers aus. Er trug 24 Siege davon. So auch im legendären Finale von Wimbledon 2008.

Gemeinsam spielten sie am Rod Laver Cup 2022 gegen die beiden US-Tennis-Cracks Jack Sock (heute ein Pickleball-Spieler) und Frances Tiafoe. Beim 1750. Match Federers in der ATP-Tour lief dann trotz Team-Europa-Captain Björn Borg nicht alles nach Plan. Nach einem hart umkämpften und zweiten Tie-Break im dritten Satz (9 : 11) wurde Roger Federer ein Sieg zum Karriereschluss vergönnt.

«Federer: Twelve Final Days» von Asif Kapadia und Joe Sabia, Amazon Prime
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Diesen Dämpfer und insbesondere den Abschied vom Tenniszirkus zu verdauen, fiel nicht nur ihm und Rafael Nadal schwer. Wo man im ausverkauften Stadion hinschaute, flossen die Tränen. Bei Federers Eltern, bei seiner Frau Mirka und bei den beiden Freunden sowieso.

«Federer: Twelve Final Days» von Asif Kapadia und Joe Sabia, Amazon Prime


Beitrag vom 02.07.2024

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