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Zum Frühstück Intrigen

Die Entstehungsgeschichte der mehrfach ausgezeichneten TV-Serie «The Morning Show» auf der Streaming-Plattform Apple TV+ ist fast so dramatisch wie das Geschehen auf dem Bildschirm. Vor kurzem ist die dritte Staffel gestartet. Grund genug sich die beiden ersten anzuschauen.

Text: Marc Bodmer

«The Morning Show» sollte Ende 2019 Apple TV+, dem Netflix-Konkurrenzangebot von Apple, zum Erfolg verhelfen. Die Serie basierte lose auf dem Sachbuch «Top of the Morning» von Brian Selter, das die skrupellosen Machenschaften im Management von TV-Stationen und deren Stars offenlegte. Der Fokus sollte auf dem Kampf zwischen der alteingesessenen Moderatorin der Guten-Morgen-Sendung, Alex Levy (Jennifer Aniston) und ihrer neuen Mitmoderatorin Bradley Jackson (Reese Witherspoon) liegen. Doch dann zeigte sich einmal mehr, dass die Realität oft bizarrere Früchte trägt als die Fiktion. Amerikas Showbusiness wurde von einer Welle von Me-too-Skandalen erfasst. 

Bradley Jackson (Reese Witherspoon) wird zur Mitmoderatorin der «Morning Show»…. © apple tv

Schauspielerinnen und Schauspieler klagten einflussreiche Produzenten, Regisseure und andere Stars an, dass sie ihre Machtposition ausgenutzt und ihre Opfer sexuell missbraucht hätten. Bekannte Figuren wie die Oscar-Gewinner Harvey Weinstein und Kevin Spacey sowie weitere Persönlichkeiten wurden zu Fall oder gar hinter Gitter gebracht. Das Drehbuchautoren-Team von «The Morning Show» passte das ursprüngliche Skript an und verwob die Geschehnisse aus Hollywood mit der Geschichte der ersten Staffel der TV-Serie. Im Zentrum, beziehungsweise im Abseits steht der männliche Star der Frühstückssendung, Mitch Kessler (Steve Carell), der in seinen 15 Jahren beim Sender der Show mehrere Frauen, die im Team der Sendung arbeiteten, sexuell missbraucht hat. Die Offenlegung und Verarbeitung des Skandals zieht sich wie ein roter Faden durch die Folgen und fördert an unerwarteten Orten weitere Widerwärtigkeiten und (Interessen-)Konflikte zu Tage.

… und ersetzt Mitch Kessler (Steve Carell), der die Show verlassen muss. © apple tv

… und dann legte Covid-19 alles lahm

Auch bei der zweiten Staffel kam alles anders als geplant: Covid-19 legte die Dreharbeiten lahm und zwang die Autorinnen und Autoren dazu, die Geschehnisse von 2020 zu integrieren. Vor dem Hintergrund der globalen Pandemie entfalten sich die Intrigen unter den Mitarbeitenden der «Morning Show». Ähnlich wie in der blutrünstigen Fantasy-Serie «The Game of Thrones», in der es ebenfalls um Macht und Einfluss geht, findet sich in der Welt der TV-Produktion keine wirklich sympathische Figur. Alle sind auf ihren Vorteil bedacht und gehen dabei auch über Leichen – teils im wörtlichen Sinn, obschon in der Serie kein Tropfen Blut fliesst. 

Wer in die «The Morning Show» einsteigt, den wird ein Gefühl der Befangenheit beschleichen, wenn die Nachrichten-Einblendungen über die Verbreitung der Corona-Pandemie in Italien und dem Rest der Welt sich mit den Hinterhältigkeiten des Teams von «The Morning Show» vermischen. Zu frisch sind die Erinnerungen an all das Leid und die Einschränkungen, die damals den Alltag beherrschten.

Vor wenigen Wochen ist die dritte Staffel gestartet, und wiederum geht es hoch zu und her – und zwar im wörtlichen Sinne. Dieses Mal spicken die Weltraumträume von Milliardären, der Sturm aufs Weisse Haus in Washington und die Abschaffung des Rechts auf Abtreibung in den USA die Geschehnisse hinter den Kulissen der «Morning Show». 

Es ist die Mischung aus tatsächlichen Geschehnissen und deren Einordnung durch die Autorinnen und Autoren von «The Morning Show», die zu einer besonderen Dynamik und Dichte beiträgt. Wohl nicht zuletzt deshalb wurde die TV-Serie mehrfach ausgezeichnet. Doch das clevere Muster von diversen Handlungssträngen, die parallel verlaufen, sich kreuzen und zu unheilsamen Katastrophen verstricken, die weitere Opfer nach sich ziehen, findet sich auch anderweitig – was keineswegs ein Makel ist. In manchen Phasen erinnert «The Morning Show» an die exzellente TV-Serie «The West Wing – Im Zentrum der Macht» (1999 – 2006), die im so bezeichneten Berater-Flügel des Weissen Hauses spielt. Auch dort floss geschickt das Tagesgeschehen in die fiktive Handlung der Serie mit Martin Sheen als US-Präsident. «The Morning Show» – dramatische, intelligente Unterhaltung, die sich nicht wirklich als Frühstücksunterhaltung empfiehlt.


«The Morning Show» auf Apple TV+ (Die ersten drei Monate des Streaming-Dienstes sind kostenlos.)

Beitrag vom 08.11.2023

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