Holzkunst mit Herz
Andreas Gerig ist Drechsler mit einem Gespür für das Unkonventionelle. Aus Holz fertigt er mehr als nur Gebrauchsgegenstände: individuelle Kunstwerke mit Charakter und Geschichte.
Andreas Gerig ist ein Virtuose der Holzgestaltung. Lange betrieb er die Drechslerei als Hobby und absolvierte erst als erwachsener Mann die entsprechende vierjährige Lehre, nachdem er in manch anderem Beruf nie ganz glücklich geworden war. «Es war für mich ein Feldversuch. Ich fragte mich: Wie kann ich im Alter noch lernen?», erzählt der Zürcher. Nach einer Eingewöhnungszeit für Lehrer und Schülerinnen, fanden alle Beteiligten Gefallen an der gemeinsamen Ausbildung. Seit 13 Jahren ist Gerig seither als gewerblicher Drechsler tätig.
Als solcher führt er eine ganze Bandbreite an Aufträgen aus, für Schreinereien und Architekten, Privatpersonen und manchmal sogar für Industriebetriebe. In seiner Werkstatt in der Zürcher Altstadt verkauft Gerigs Frau Sandra Colosio Gerig die Kunstwerke, die in den Werkstätten in Zuoz GR und Urdorf ZH entstehen. Das sind aber nicht nur Orte des Schaffens, sondern auch Anlaufstellen für Ratsuchende und Ideengeberinnen. Hier werden Ideen geboren, Altbewährtes wird repariert und Neues zum Leben erweckt.
Vor wenigen Jahren wurde ein ganz besonderes Thema immer präsenter: Urnen. Eine Herausforderung, gesteht Andreas Gerig. Nicht etwa wegen der Herstellung. «Ich fand es bewundernswert, wie sich die Menschen mit dem Thema Tod und ihrem eigenen Sterben auseinandersetzten. Es war spannend, sie auf diesem Weg zu begleiten, es erforderte Respekt und Fingerspitzengefühl. Die richtige Form und das passende Holz für einen derart bedeutungsvollen Gegenstand wählt man nicht leichtfertig aus.»
Andreas Gerig schwärmt von den Eigenschaften seines Rohstoffes, von seiner Berufung, die auf kleinem Raum ausgeübt werden kann, und von der Geschwindigkeit, mit der er Prototypen herstellen kann – schneller, als es moderne 3D-Drucker bislang vermögen. Vom Modell bis hin zur massgeschneiderten Einzelanfertigung beherrscht er sein Handwerk meisterhaft. Auch wenn ihm Serienarbeit weniger liegt. «Das ist nicht mein Ding», scherzt er, und man spürt in seinen Worten die Leidenschaft für die individuelle Gestaltung. Trotz des technologischen Fortschritts und des Einsatzes von Maschinen bleibt die Kunst des Drechselns für ihn eine handwerkliche Tätigkeit, die Können, Erfahrung und ein tiefes Verständnis für das Material erfordert.