Das Herzstück
Das Handy ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und laufend kommen neue, praktische Funktionen hinzu. Darum lohnt es sich, das Smartphone zu verstehen. Kurse dafür bietet Pro Senectute in praktisch allen Kantonen an.
Text: Marc Bodmer
Kennen Sie diesen Witz: Eines frühen Morgens geht der Pfarrer ganz entzückt auf Herrn Meier zu und meint: «Es freut mich jeden Tag, Sie zu sehen. Gläubige Menschen wie Sie sind leider rar geworden.» Verwirrt schaut Meier den Gottesmann an und sagt: «Da muss ich Sie enttäuschen. Ich bin kein Kirchgänger.» – «Aber mein Sohn, nicht doch. Jeden Morgen, wenn Sie das Haus verlassen, machen Sie das Zeichen des gütigen Herrgotts.» – «Wie bitte?» – «Ja, Sie schlagen das Kreuz», sagt der Pfarrer und macht es gleich vor. Nun versteht Meier und erklärt: «Aha. Das ist nicht das, was Sie meinen. Das ist nur eine Gedankenstütze.» Er tippt sich an den Kopf und sagt: «Meier, hast du alles?» Er tippt sich auf die linke Brust: «Hausschlüssel?» Dann auf die rechte Seite: «Portemonnaie?» Und schliesslich zum Gürtel: «Hosenladen zu?»
Heute müsste man den Witz anpassen, denn an die Stelle des Geldbeutels ist das Handy gerückt. Wenn wir das Portemonnaie einmal zu Hause vergessen, so ist es weit weniger gravierend, als wenn wir ohne Smartphone unterwegs sind. Mehr und mehr verschwindet das Bargeld. An seine Stelle rücken Bezahl-Apps wie Twint oder man hinterlegt die Kreditkarte gleich beim jeweiligen System wie zum Beispiel Apple Pay oder Samsung Pay. Kassen bei Parkplätzen werden durch Säulen mit einem QR-Code ersetzt, der mit der Handy-Kamera eingelesen werden kann. Über eine App, die je nach Region variieren kann, lässt sich dann die Parkzeit eingeben. Aber Achtung: Nicht vergessen, die Autonummer zu erfassen (das muss man nur einmal machen), sonst kann der bezahlte Betrag nicht dem Auto zugeordnet werden, und es gibt eine Busse. Die kann man dafür auch gleich mit dem Handy begleichen. Nur den QR-Code einscannen und schon nimmt die Sache ihren Lauf.
Apropos QR-Code: Das Handy vereinfacht auch Bankgeschäfte. Wer einmal die E-Banking-App installiert hat, braucht nicht länger den Computer, um Zahlungen zu tätigen. Die im Smartphone integrierte Kamera ist ohnehin besser geeignet, um die QR-Codes einzulesen. Einfach Kamera-App aktivieren, QR-Code ins Visier nehmen und der Bezahlung von Rechnungen stehen höchstens noch eine Passworteingabe oder eine Gesichtserkennung via Handy-Kamera im Weg.
Lohnte es sich noch vor wenigen Jahren, eine «richtige» Kamera in die Ferien mitzunehmen, so kann man das schwere Teil heute getrost den Enkelkindern schenken, damit diese vielleicht fotografieren lernen. Lange eigneten sich Handy-Kameras nur für Schnappschüsse bei hellem Tageslicht, doch inzwischen wurden eindrückliche Fortschritte gemacht, die erstaunliche Bilder selbst bei prekären Lichtverhältnissen ermöglichen. Die jüngeren Modelle von Samsung, Huawei, Apple und Co. verfügen über einen Nachtmodus (https://support.apple.com/de-de/HT211306). Wie bei Nachaufnahmen üblich benötigen diese aber eine längere Belichtungszeit. Hier hat Apple mit der Entwicklung der Photonic Engine einen grossen Schritt vorwärts gemacht: Die neue Technologie halbiert die Belichtungszeit im Nachtmodus.
SMS einfach diktieren
Bevor es vor lauter Funktionen und Möglichkeiten vergessen geht, schauen wir uns doch mal die Grundfunktion des Geräts an. Es ist ein Smart-«Phone», ein schlaues Telefon. Klar wird damit auch telefoniert und viele Leute haben keine Festnetznummer mehr, sondern sind nur noch über ihr Mobiltelefon erreichbar. Doch die simple Sprechfunktion rückt in Anbetracht der wachsenden Vielfalt von Apps mehr und mehr in den Hintergrund.
Eine sehr praktische Funktion, die gerne vergessen geht, ist die Option, eine E-Mail oder eine SMS zu diktieren. Das ist nicht das Gleiche, wie wenn man jemandem eine lästige Audiobotschaft schickt, die umständlich abzuhören ist. Beim Diktieren spart man viel Zeit mit Korrigieren von wurstgefingerten Tippfehlern. Was man sich aber bewusst sein sollte vor der Aktivierung des Mikrophons, ist, dass das Gesprochene zur Verarbeitung in Text an den jeweiligen Anbieter des Betriebssystems geschickt wird, sprich an Apple und an Google.
Auch in Sachen Gesundheit hat das Handy einiges zu bieten. So war es während der Corona-Pandemie gewissermassen der Schlüssel zur Öffentlichkeit. Zwar konnte man den QR-Code, der zur erhaltenen Impfung gehörte, auch ausdrucken und vorweisen, aber über die «Covid Cert»-App ging es wesentlich bequemer und war bei den Kontrollen besser lesbar.
Wer viel mit der Bahn unterwegs ist, hat den Swiss-Pass in die SBB-App auf dem Handy integriert und braucht nicht länger, das Plastikkärtchen mitzunehmen. Natürlich können auch weitere Abonnemente des öffentlichen Verkehrs hinterlegt werden. So hat man praktischer Weise alles beisammen – auf dem Handy.
Gamen macht schlau
Neben den praktischen Apps, von denen nur ein kleiner Teil oben beschrieben wurde, bieten Handys natürlich auch viel Unterhaltsames für unterwegs. Mobile Games machten mit 93 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte des weltweiten Umsatzes von Computerspielen aus. Auch in den App-Stores von Apple und Google wird am meisten Geld mit kurzweiligen Spielen verdient. Die Vielfalt ist riesig und die grafischen Darstellungen immer eindrücklicher dank der Leistungsfähigkeit der heutigen Handys. Wer sich ein grösseres Modell wie das iPhone 14 Plus oder das Flaggschiff Pro Max mit jeweils Bildschirmdiagonalen von 17 cm gönnt, hat ein Spielvergnügen, das ruhig als Erlebnis bezeichnet werden darf. Und nicht vergessen: Das Spielen von anspruchsvollen Games trägt zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten bei.
Der grössere Bildschirm bringt es auch mit sich, dass die Text und App-Symbole grösser dargestellt werden können. Sie werden damit einfacher les- und bedienbar. Eine sehr nützliche Bedienungshilfe hat Apples Siri, die persönliche digitale Assistentin, gelernt. Mit ihrer Hilfe kann man beim neusten Betriebssystem iOS 16 nicht nur mündlich Telefonate entgegennehmen, sondern neu auch beenden. Das ist besonders für Menschen wertvoll, die Schwierigkeiten haben, ein Handy manuell zu bedienen.
Nie mehr Medikamente vergessen
Hilfreich beim neuen Betriebssystem von Apple ist die Möglichkeit, Medikamente, die man einnehmen muss, zu erfassen. Dabei kann nicht nur der Name eingegeben werden, sondern auch die Verabreichungsform – ob Kapsel, Tablette, Crème oder Tropfen –, Stärke und natürlich auch Dosis. Weiter kann die Zeit, wann das Medikament eingenommen werden soll und wie oft programmiert werden. Nützlich sind auch die Piktogramme der Pillenformen und die Möglichkeit, deren Farbe auszuwählen. So reduziert man die Chance eines Fehlgriffs deutlich.
Die Liste liesse sich fast beliebig weiterführen. Wer noch mehr über das neue iOS 16 und dessen Möglichkeiten erfahren will, findet die Informationen hier.
Keine Erfindung hat die Menschheit in diesem Jahrhundert so geprägt wie das Smartphone. Wahrscheinlich wird man die handlichen Geräte einst in die Reihe von Geniestreichen wie Druckerpresse, Elektrizität, Verbrennungsmotor und Computer einordnen. Mit jeder neuen Generation von iPhone und artverwandten Handys kommen neue Funktionen hinzu, die sich mehr und mehr mit unserem Leben verweben. Pro Senectute bietet praktisch in allen Kantonen immer wieder Smartphone-Kurse an, die einem auf zugängliche Art die Bedienung beibringen. Denn auch in Zukunft stellt sich uns wohl beim Verlassen der Wohnung die Frage: «Hast du alles? Hausschlüssel, Handy? Hosenladen zu?»