Hier lass ichs mir gutgehen
Was gibt es Schöneres, als im Frühling und Sommer im Garten eines Restaurants zu sitzen und die Zeit zu vergessen? Die Zeitlupe stellt sechs ausgewählte Orte als Ausflugstipps vor.
Die paradiesische Insel
An diesen Ort will man zurückkehren. Nicht nur wegen der Ankunft, die über eine kurze Fahrt mit dem Fährschiff «Gemma von Arth» erfolgt (zum Ufer sind es bloss rund 130 Meter). Sondern auch, weil es im Inneren des Restaurants auf der Insel Schwanau mindestens so hübsch ist wie draussen auf der Terrasse, die von Bäumen und einer Kapelle umgeben ist. Und, fast schon zu viel des Guten: über dem ehemaligen Fischerhäuschen ragt auch noch eine Burgruine empor. Die paradiesische Mini-Insel liegt im Lauerzersee im Kanton Schwyz – und ausser Geniessen gibt es hier für Besucherinnen und Besucher nichts zu tun. Es gibt keine Spazierwege, keine Badestellen: Die 200 Meter lange Insel steht unter Naturschutz. Mit etwas Glück lassen sich Eisvögel oder seltene Insektenarten entdecken. Die Küche des Gasthauses setzt auf regionale Produkte und faire Preise. Eine Reservierung im Restaurant ist stets empfohlen. Schliesslich will niemand kurz vor dem Paradies stehen … und stranden.
Restaurant Insel Schwanau, Lauerzersee, Lauerz. Infos: schwanau.ch, Telefon 041 811 17 57. Ruhetage Montag und Dienstag (im Sommer nur Montag), Saisonbetrieb bis 31. Oktober 2023, Reservierung empfohlen. Kurze Überfahrt per Fähre für total CHF 2.– hin und retour. Anreise per ÖV bis «Lauerz, Schwanau».
Eine Mühle im Garten!
Ein Restaurant, das eine eigene Wassermühle hat, die bereits vor über 700 Jahren urkundlich erwähnt wurde? Das Restaurant Mühle im kleinen Thurgauer Ort Stachen, der zur Gemeinde Arbon gehört, hat in seinem Garten etwas zu bieten, das selten vorkommt: das beruhigende Plätschern des Wassers auf dem Mühlerad. Ebenso erstaunlich ist die lauschige Atmosphäre – und die Liebe zum Detail, mit der das Dreigang-Mittagsmenü zubereitet ist. Vor oder nach dem Essen bietet sich ein Besuch im nahegelegenen Museum der Mosterei Möhl an. Es nennt sich in Anlehnung an das weltbekannte New Yorker Kunstmuseum ganz unbescheiden … «Momö».
Restaurant Mühle, Stachen, Ruhetage Montag und Dienstag. Infos: muehlefeilen.ch, Telefon 071 440 20 90. Anreise per ÖV bis «Stachen, Museum Momö» (von dort ca. 10 Minuten Fussweg).
Vom Bauernhaus zum Sozialbetrieb
Am Morgen der Limmat entlang spazieren, dann auf die vor kurzem eröffnete Limmattalbahn umsteigen und am Mittag im Garten eines geschichtsträchtigen Riegelhauses ein Drei-Gang-Mittagsmenü bestellen, das von Spargeln dominiert ist: Derzeit alles möglich! Für den Spaziergang empfiehlt sich der Abschnitt zwischen Killwangen und Dietikon (etwa zwei bis zweieinhalb Stunden Gehdauer), und wer dann in Schlieren aus der Bahn steigt, findet in nahegelegenen Stürmeierhuus ein imposantes Bauernhaus. Es beherbergt heute ein Restaurant, das als «Integrations- und Comeback-Betrieb» funktioniert. Es gehört zur Stiftung «Arbeitskette»: ein Sozialunternehmen, das in Zürich mehrere Gastrobetriebe führt.
Restaurant Stürmeierhuus, Schlieren, Ruhetag: Montag. Infos: stuermeierhuus.ch, Telefon 044 730 09 09, Anreise per ÖV bis Schlieren (plus 10 Minuten Fussweg) oder bis Haltestelle «Schlieren, Zentrum/Bahnhof» (plus 5 Minuten Fussweg)
Vom Verschwinden bedroht
Es ist ein Jammer: Einer der lauschigsten Gärten des Kantons Aargau droht bald zu verschwinden. Denn die Zukunft des traditionsreichen «Pfändler’s Gasthof zum Bären» in Birmenstorf ist ab Juli 2023 ungewiss. «Gault-Millau»-Wirt Harry Pfändler muss den Betrieb nach 21 Jahren aus gesundheitlichen Gründen abgeben. Der über 200 Jahre alten Gaststätte, zu der auch ein Hotel mit 16 Zimmern gehört, droht das Aus. Wer einmal dort gespeist hat, das freundliche Personal erlebt und im Garten die Zeit vergessen hat, weiss, was damit verloren ginge.
Gasthof zum Bären, Birmenstorf, Ruhetage Sonntag und Montag, Betrieb bis Ende Juni 2023. Infos: zumbaeren.ch, Telefon 056 201 44 00, Anreise per ÖV bis Haltestelle «Birmenstorf, Strählgass».
Die feine Berner Oase
Ein Gartensitzplatz, davor eine sattgrüne Wiese, auf der Kinder spielen oder sich Erwachsene ein Nickerchen gönnen (gewiss, beides gleichzeitig klingt widersprüchlich): Das Parkcafé Orangerie Elfenau ist eine Oase der Erholung an Berns Stadtrand – und bietet erwerbslosen Sozialhilfebeziehenden und stellenlosen Erwachsenen sowie Migrantinnen und Migranten einen Arbeitsplatz. Die Orangerie steht auf einem beeindruckenden Landgut samt historischem Herren- und Gesindehaus. Es grenzt – als starker Kontrast – an die Produktionsanlage von Stadtgrün Bern. Ein Besuch des Cafés lässt sich prima mit einem Spaziergang der nahegelegenen Aare entlang verbinden, und auch bis zum Tierpark Dählhölzli ist es nicht allzu weit. Im Sommer finden in der anliegenden (grossen) Orangerie des Elfenauparks zudem einige kulturelle Anlässe statt (Infos dazu finden Sie hier).
Parkcafé Orangerie Elfenau, Bern, Ruhetage Montag und Dienstag. Saisonbetrieb jeweils von April bis Oktober. Infos: parkcafe-elfenau.ch, Telefon 076 528 79 19, Anreise per ÖV bis Haltestelle «Bern, Luternauweg».
Nordsee-Feeling in Basel
Von hier aus sind es nur wenige Meter bis nach Deutschland und nach Frankreich. Das Basler Restaurant «Rostiger Anker» liegt mitten in einer Hafenindustriezone, wie man sie sonst in der Schweiz nicht kennt. Wer draussen einen Tisch direkt am Wasser erwischt, blickt entweder ins «Hafenbecken 1» und sieht gegenüber die Hafenbar «Sandoase» – oder hat ein angelegtes Frachtschiff vor der Nase. Beides hat viel Charme. Und: Man kann wunderbar so tun, als sei man gerade in Hamburg.
Rostiger Anker: Hafenstrasse 25a, rostigeranker.ch, Telefon 061 631 08 03 (Reservation abends empfohlen). Ab Bahnhof Basel mit Tram 8 bis «Weil am Rhein, Dreiländerbrücke», von da 5 Minuten (und am Ende ein paar Treppenstufen) zu Fuss.