Unschweizerisch und schön, diese Moorwälder
Die mystisch wirkenden Wälder von Ibergeregg sind die Landschaft des Jahres 2019. Die Zeitlupe hat sich auf den Weg gemacht. Eine Reportage in Bildern.
Text und Wanderfotos: Fabian Rottmeier
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Die Schweizer Landschaft des Jahres 2019 sieht aus, als läge sie in Schweden. Oder Norwegen. Oder Kanada. Tatsächlich befindet sie sich aber im Kanton Schwyz. Die «optische Täuschung» liegt vor allem an den Bergföhren, Rot- und Weisstannen, die hier nebst den offenen Moorflächen dominieren. Bei Nebelwetter, wie es die Zeitlupe bei ihrer Testwanderung angetroffen hat, liegt etwas Mystisches über dem Ort.
Wer die Moorwälder Ibergeregg zu Fuss besuchen möchte, kann dies mit einer gemütlichen, nur zu Beginn kurzzeitig etwas steiler abfallenden Wanderung tun. Sie dauert etwa zweieinhalb Stunden und führt während rund 45 Minuten durch die Moorwälder.
Der Startort: Die Bergstation der Rotenfluebahn, die man in Rickenbach besteigt, liegt auf 1571 Meter.
Der Zielort: Oberiberg (Postauto-Haltestellen inklusive) auf 1097 Meter
Der Weg: Zweieinhalb Stunden auf einem gut begehbaren, oft breiten Wanderweg, meist leicht abwärts. Ein Teilstück legt man auf dem «Alten Schwyzerweg» zurück.
Hier gehts zum detaillierten Höhenprofil und einer digitalen Wanderkarte mit markierter Route.
Restaurants: Unterwegs sind mehrere vorhanden – etwa das Hotel «Passhöhe Ibergeregg», die Alpwirtschaft «Zwäcken» oder das Bergbeizli «Sonnenhütte».
Die Wanderung, in Bildern erzählt
Kaum losmarschiert, steht auch schon eine Seilbahn am Wegrand, die sich als kleiner Selbstbedienungsladen mit Käse, Würsten oder auch Carameltäfeli entpuppt.
Der Nebel schränkt zwar die Aussicht ein, gibt der Stimmung im ersten Waldstück aber eine besondere Note.
Am Wegrand überraschen immer wieder besondere Objekte, etwa dieser wunderschöne alte «Mythen»-Ofen, der nun auch als Grillstelle dient.
Vermutlich nicht jedermanns Sache, diese Freilufttoilette zwischen zwei Bäumen.
Auch Kühe würden wohl gerne einmal mit dem Bügelskilift hochfahren, aber dieser befindet sich gerade im Sommerschlaf.
Im Bergbeizli Sonnenhütte gibt es auch die passenden Getränke für Seniorinnen und Senioren.
Und gleich nebenan steht, respektive schwebt ein Holzhüsli der besonderen Sorte.
Dann endlich, nach etwa einer Stunde Gehzeit (und einer möglichen Kaffeepause auf der Passhöhe Ibergeregg), betritt man die Moorwälder Ibergeregg.
Offene Weiden wechseln sich mit Moorflächen und Wäldern ab. Die Artenvielfalt betrifft nicht nur die Fauna, sondern auch die Tierwelt. Bedrohte Arten wie das Auer- und Birkhuhn, der Kuckuck oder die Ringdrossel finden hier Schutz und Ruhe.
Das Hauptwaldgebiet reicht vom Brünnelistock-Furggelenstock bis zum Gschwändstock. Wie die Stiftung Lanschaftsschutz Schweiz schreibt, kann diese Fläche auch aus biologischer Sicht mit borealen Feuchtwäldern in Skandinavien oder Kanada verglichen werden. «Ihre Ausdehnung und Ausprägung im Gebiet Ibergeregg sind schweizweit herausragend.»
Wie feucht der Boden hier ist, lässt sich alleine schon an der Wegaufbereitung erahnen.
Gut, dass im letzten Wegabschnitt, wenn der Weg kurzzeitig etwas schmäler wird, eine klare Gewaltentrennung herrscht: Wanderer links, Biker rechts.
Wer noch nicht genug hat: Hier sind weitere Impressionen:
Landschaft des Jahres 2019
Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz vergibt seit 2011 jedes Jahr die Auszeichnung zur «Landschaft des Jahres». Sie möchte damit den Wert der jeweiligen Landschaft aufzeigen und für deren Gefährung und Erhalt sensibilisieren.
In diesem Jahr fiel die Wahl auf die Moorwälder Ibergeregg. Die Stiftung schreibt, dass «die urwaldartigen Moorwälder dank ihres Mosaikreichtums von offenen, halboffenen und bewaldeten Flächen eine sehr hohe Artenvielfalt und eine hohe Biomasse aufweisen», die selbst im europäischen Vergleich aussergewöhnlich sei. Das als «Moorlandschaft Nr. 25 Ibergeregg» eingetragene Gebiet ist seit 1996 als Landschaft von nationaler Bedeutung geschützt. Es bildet eine von sechs Moorlandschaften im Kanton Schwyz, die zusammen fast sechs Prozent der Kantonsfläche umfassen.
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