Wohin des Liebesweges?
Im luzernischen Blatten und in Adelboden widmen sich zwei Spazierwege dem Thema Liebe. Der eine fordert Paare zur Auseinandersetzung heraus, der andere eher zu Selfies vor schöner Bergkulisse.
Text: Fabian Rottmeier
Liebesweg, Blatten bei Malters
Kann man sich in vier Kilometern näher kommen? Auch, wenn man schon seit Jahren ein Paar ist? Der Liebesweg im luzernischen Blatten bei Malters bietet einiges, das für eine Bejahung dieser beiden Fragen spricht. Vor zehn Jahren eröffnet, führt er an acht Stationen vorbei, die sich Themen wie Vertrauen, Träume, Wünsche, Intimität, Geborgenheit, Sexualität, Sinnlichkeit oder Zärtlichkeit widmen. Man merke: Die Länge des Spaziergangs hängt für einmal nicht von der körperlichen Kondition ab, sondern vielmehr vom Gesprächsbedarf und der eigenen Motivation, auch unangenehme Punkte offen miteinander zu diskutieren.
Der Themenweg ist der Stiftung St. Jost Blatten und einer Projektgruppe aus Malters zu verdanken – zusammengesetzt aus einem Seelsorger, dem Psychologen und Paartherapeuten Emil Frey und weiteren kreativen Mitdenkerinnen. Die über 600 Jahre alte Kirche St. Jost bildet denn auch den Startpunkt zum ersten Liebesweg der Schweiz. Sie ist ein wertvolles Kulturgut, für das sich auch ein Blick ins Innere und ein Gang in den Rosengarten unbedingt empfiehlt.
Der Rundweg verläuft zwischen Kleiner Emme und Pilatus, an satten Wiesen und idyllischen Waldstücken vorbei, und bietet so auch immer wieder Gelegenheit, zwischen den Stationen über das Besprochene nachzudenken. Wer sich auf die Aufgaben einlässt, ist gefordert: Mal soll man seinem Partner oder seiner Partnerin möglichst lange ohne Worte in die Augen blicken, mal mit geschlossenen Augen von ihr oder von ihm geführt werden.
Der grösste Blickfang ist eine grosse Schaukel. Man wird per Tafel aufgefordert, sich darauf zu setzen und bewusst alle Sinne zu benutzen. «So wirds sinnlich», steht da. Es folgen Fragen wie «Gönnen Sie sich Sinnlichkeit und Zärtlichkeit? Geben Sie sie?» Eins ist sicher: Für diese Antworten gibts keinen Wegweiser.
Der Startpunkt für den Liebesweg ist nur mit dem Auto erreichbar. Die reine Gehzeit beträgt etwa eine Stunde und endet wieder bei der Kirche St. Jost.
Winter Lovetrail, Adelboden
Im vergangener Dezember wurde im bernischen Adelboden ein zweiter Weg eröffnet, der sich um die Liebe dreht: der Winter Lovetrail. Der englische Name nimmt es gleich vorweg: Hier soll es etwas moderner zur Sache gehen. Oder vereinfacht gesagt: Die Inszenierung scheint hier wichtiger zu sein als die Selbstreflexion, denn die sechs Posten laden in erster Linie dazu ein, Fotos von der Vogellisi-Bergwelt und/oder sich selbst zu machen.
Den fotografischen Rahmen bilden dabei Herzen aus farbigen Kunsthortensien, aus Altmetall oder Stahl. Ein Posten wird von einer Holzbank geschmückt, ein anderer von einem überdimensionalen Herz, an dem die Vorbeigehenden ihre Beziehungswünsche anheften dürfen.
Mit einem Zitat vom Vogellisi wird bei jedem Posten eine andere Facette des Themas Liebe behandelt, z.B. die Liebe zur Heimat, zu den Bergen, zur Natur oder zwischen Menschen. An den sechs Standorten soll auch die Liebe von Vogellisi für die Adelbodner Bergwelt zum Ausdruck kommen. Schliesslich ist es im Berner Oberland bekanntlich «schö-öö-öön».
Der LoveTrail ist nur im Winter geöffnet. Er beginnt im Sillerenbühl, das per Bahn zu erreichen ist. Die Gehzeit beträgt rund eine Stunde. Am Endpunkt Geils gelangt man per Bus nach Adelboden zurück.
Schwerpunkt «Liebe ist…»
Diesen Sommer steht in der Zeitlupe die Liebe im Zentrum: Welches sind die Traumpaare im Garten, wie diskutieren Jung und Alt über die Liebe und was genau ist eine Surrogatpartnerschaft…? Das und vieles mehr finden Sie auf zeitlupe.ch/liebe-ist