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Rasante Jäger der Lüfte

Während der Turmfalke im Rüttelflug über den Wiesen nach Mäusen Ausschau hält, ist der Wanderfalke auf fliegende Beute konzentriert. Aus grosser Höhe visiert er Vögel an, die er dann im atemberaubenden Sturzflug erjagt. 

Text: Esther Wullschleger Schättin

Wanderfalken sind rasante Luftjäger, die ihre Beute schon aus grosser Ferne erspähen. Ihre Jagd ist anspruchsvoll und nicht immer erfolgreich, denn auch die potenziellen «Opfer» sind sehr flink. Meist jagen sie nach kleineren Vögeln und müssen sich genügend nähern können, um sie zu überwältigen. Im offenen Luftraum, wo weder die anvisierte Beute noch der jagende Falke Deckung finden, ist diese äusserst wachsam und vorsichtig. 

Manche Vögel wie die Stare versammeln sich zu ihrem Schutz zu koordinierten Schwärmen, sodass sich der Falke kaum auf ein einzelnes Tier konzentrieren kann. Andere, wie etwa die Tauben, fliegen kraftvoll und schnell, schlagen Haken auf der Flucht und bringen sich mit Ausweichmanövern in Sicherheit. Wenn es dem Jäger gelingt, sich in einiger Höhe über einem der Vögel zu positionieren, manövriert er sich mit Hilfe der langen, spitzen Flügel zum Angriff. Er nimmt Schwung und setzt zum rekordschnellen Sturzflug an. 

Dank seiner spindelförmigen Gestalt und des Gewichts kann ein Wanderfalke im Sturzflug enorme Fallgeschwindigkeiten erreichen. Mit gegen 200 Kilometern pro Stunde rast er wie ein Geschoss auf die Beute zu. Ein so getroffener Vogel ist durch den Aufprall mit einiger Wahrscheinlichkeit sofort tot. Nicht immer erlegt der Wanderfalke seine Beute auf solch atemberaubende Weise, er verfolgt fliehende Vögel auch im aktiven Schlagflug und kann sie oft mit grosser Wendigkeit erfassen. 

Gebäudebrüter in Städten

Wanderfalken sind recht gross. Weibchen können einen halben Meter Länge und eine Flügelspannweite von über einem Meter erreichen, während die Terzel genannten Männchen ein wenig kleiner bleiben. Die Wanderfalkenpaare brüten natürlicherweise gut geschützt vor Nesträubern in Felsnischen oder auf Felsvorsprüngen, die sie an Steilhängen finden. Manche nutzen die verlassenen Horste anderer Vögel, die diese auf Bäumen hinterlassen haben. Dabei tragen die Falken selber kein Nistmaterial ein. 

Nest eines Wanderfalken auf einem Felsvorsprung mit zwei Jungen.
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Seit die Wanderfalken allmählich wieder zahlreicher sind, fallen auch Gebäudebrüter auf, die in Städten wie Zürich und Basel ihr Ersatzquartier beziehen – ein Trend, der sich fast weltweit in verschiedenen Städten zeigt. In Zürich wurden etwa an den Hochkaminen der Kehrichtheizkraftwerke Josefstrasse und Hagenholz Nistkästen angebracht, die auch schon von Wanderfalken genutzt wurden. 

Ausgewachsene Wanderfalken weisen eine schiefergraue Oberseite auf, während die Unterseite mehrheitlich hell-dunkel gebändert ist. Wie viele andere Falken tragen sie einen schwarzen Wangenstreif unter dem Auge. Offenbar dient dieser als eine Art «Blendschutz», wenn die gefiederten Jäger bei gleissendem Sonnenlicht unterwegs sind. Ornithologen konnten anhand von Fotos, die Vogelbeobachter aus aller Welt auf einer Internetseite zusammengetragen hatten, nachweisen, dass Wanderfalken aus Gebieten mit hoher Sonneneinstrahlung breitere und dunklere Wangenstreifen haben. 

Auf allen Kontinenten zu Hause

Die Wanderfalken zählen zu den am weitesten verbreiteten Landtieren der Welt. Mit Ausnahme der Antarktis kommen sie in verschiedenen Unterarten auf allen Kontinenten und manchen Inseln vor. Sie kommen im hohen Norden ebenso zurecht wie im heissen Australien. Mit Ausnahme des Amazonasbeckens, der Sahara und einiger zentralasiatischer Steppen besiedeln sie eine Vielzahl von Lebensräumen. Dabei leben Wanderfalken aus nördlichen Zonen meist tatsächlich wandernd und ziehen zum Überwintern Tausende von Kilometern weit in den Süden. 

Die Bestände der gewandten Luftjäger waren im Zuge der DDT-Krise dramatisch eingebrochen. Aus der Schweiz und anderswo waren die Wanderfalken fast verschwunden. Gerade an diesen weit verbreiteten Falken zeigte sich der verheerende Effekt des Pestizids DDT in den 1960er- bis 1970er-Jahren besonders deutlich. In Greifvögeln, die am Ende der Nahrungskette stehen, reicherte sich das Gift an bewirkte, dass sie nur noch sehr dünnschalige Eier legten. Die Bruten waren nicht mehr lebensfähig. Nach dem fast weltweit ausgesprochenen DDT-Verbot erholten sich die Wanderfalken und andere Greifvögel im Lauf der Jahre und Jahrzehnte allmählich. Heute leben schätzungsweise rund 300 Brutpaare der Wanderfalken in der Schweiz, sodass sie hierzulande als «gering gefährdet» eingestuft werden können. 

Als Vogeljäger sorgen die grossen Falken in den Städten dafür, dass die Stadttauben nicht allzu zahlreich werden. Sie sind aber auch weiteren Gefahren ausgesetzt und brauchen weiterhin Schutz, damit der kleine Bestand im Land eine Überlebenschance hat. 

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Die extremsten Wanderer unter den Falken

Unter allen Falken legt der kleine Amurfalke die erstaunlichste Reise als Zugvogel zurück. Sein Brutgebiet liegt im Nordosten Asiens beim Amurfluss. Von dort aus brechen die Amurfalken zu einer jährlichen Rundreise von gut 22 000 Kilometern auf. Dabei fliegen sie auf dem Hinweg bis 2000 Kilometer weit über den Indischen Ozean, um im südöstlichen Afrika zu überwintern. Die Reise über das Meer ist für die Zugvögel besonders gefährlich, da sie durch starke Winde verdriftet werden können. Amurfalken tragen sehr lange Flügel, die, wenn die Vögel absitzen, meist bis über die Schwanzfedern hinausragen.

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Beitrag vom 19.07.2022

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